Die letzten Stimmen des Holocaust – 12 Überlebende erinnern sich

Die letzten Stimmen des Holocaust – 12 Überlebende erinnern sich

Bewegender Vortag an der Hermann-Stamm-Realschule

Der junge Pädagoge Luis Pawellek, 27 Jahre alt hat sich zur Aufgabe gemacht, die letzten Stimmen des Holocaust für die Nachwelt und insbesondere für junge Menschen als Zeitzeugnis zu bewahren. Dazu hat er viele Interviews mit KZ-Überlebenden geführt und ist an Schulen zu Gast, um die Schicksale der heute hochbetagten Menschen an die heranwachsende Generation weiterzugeben.

„Hallo, ich bin der Luis, ich bin 27 Jahre alt und ich habe als Schüler gemerkt, dass mir drei Seiten im Geschichtsbuch nicht genügten, um das Leid und den Schmerz von mehr als 6 Millionen Menschen jüdischer Religion würdig darzustellen.“ So begrüßte der Vortragende in zwei Vorträgen die jeweils 130 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen in der Aula der Hermann-Stamm-Realschule.

In einer gelungenen Gradwanderung zwischen bewegendem Vortag und jugendlich unbeschwertem Herangehen an die Greul der Nationalsozialisten informierte Pawellek über den Aufbau und die Funktionsweise von Konzentrationslagern, die perfekt durchorganisiert waren und somit das Grauen industrialisiert haben. Er schildert wie der Schauspieler und Regisseur Kurt Gerron im August 1944 von der SS gezwungen wurde, den vorgeblich dokumentarischen Film Theresienstadt zu inszenieren, einen Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet unter Aufsicht des Lagerkommandanten Karl Rahm. Dieser Film wurde auch unter dem sarkastischen Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ bekannt. Nach Abschluss der Filmarbeiten wurden Kurt Gerron und alle im Film Mitwirkenden nach Auschwitz transportiert und in der Gaskammer ermordet. Darunter waren auch alle Kinder, die in diesem Film vorkommen.

Ein stets intensiver Austausch sowie enge Freundschaften zu den 25 Holocaust-Überlebenden ermöglichten Pawellek als junger Mensch eine ganz besondere Wissensaneignung. Zudem führte er Reisegruppen als Guide durch das KZ Auschwitz und steht im engen Kontakt zur Gedenkstätte. Dieses gesammelte Fachwissen gibt er gerne als Mahnung und Erinnerung an Schülerinnen und Schüler weiter.

Besonders tiefen Eindruck hinterließen die Schilderungen der Überlebenden Menschen, die Pawellek in Videoausschnitten zu Wort kommen ließ und die auf diese mittelbare Weise in der Aula für die Schülerinnen und Schüler sehr präsent waren.

Originale Anschauungsmaterialien, wie Häftlingsbriefe aus dem KZ Auschwitz, Judenstern, Ghettogeld, SS-Arbeitsbuch und Postkarten aus dem Ghetto Theresienstadt konnte von den Zuhörenden im Anschluss des Vortages aus der Nähe angeschaut werden.

Bilder und Text: Nikolaus Schöpp

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