Geschichtsseminar in „Little Berlin“ der Klasse 10a

Dank unseres Lehrers Herr Reiß hatte unsere Klasse das Glück als eine von nur acht Klassen in ganz Bayern an einem dreitägigen Seminar zur Geschichte der deutschen Teilung und der DDR vom 21. bis 23. Oktober 2024 teilnehmen zu dürfen. Das Seminar fand in Mödlareuth statt.

Mödlareuth ist ein kleines Dorf, welches damals in zwei Teile geteilt wurde. Mitten durch den Ort verlief von einem Tag auf den anderen die abgeriegelte Grenze zwischen der BRD und der DDR, später ein Zaun, dann die Mauer.

Am ersten Tag des Seminars wurden uns erst einmal wichtige Grundlagen erklärt und bereits behandelte Unterrichtsinhalte vertieft, damit wir im weiteren Verlauf des Seminars alles nachvollziehen können.

Um das alles etwas aufzulockern und zu veranschaulichen gab es danach noch eine Geländebegehung in Mödlareuth. An originalen Ausstellungsstücken wurde uns der Aufbau des DDR Grenzsystems und der getroffenen Sicherheitsmaßnahmen erklärt. Wir besichtigten auch noch den Schauplatz einer gelungenen Flucht über die Mauer in Mödlareuth.

Im Anschluss hatte unsere Klasse die Ehre, der Geschichte einer geglückten Flucht von einem Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR zuhören. Dies fanden wir äußerst interessant und haben es sehr geschätzt, diese Chance bekommen zu haben. Der Zeitzeuge Dieter Gäbelein nahm sich auch viel Zeit auf alle unsere Fragen zu antworten.

Der zweite Tag war unserer Meinung nach das Highlight des ganzen Ausfluges, da wir die Mauer und noch stehende Wachtürme besichtigen durften. Mit „unserem“ Bus unternahmen wir eine ca. zweistündige Geländeerkundung entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Wir hatten sogar das Privileg einen Turm (Führungsstelle Heinersgrün) von innen zu besichtigen, was normalen Besuchern nicht möglich ist.

Nach unserer Mittagspause haben wir uns echte Stasi-Akten über Fluchtversuche angesehen und durften diese im Anschluss in Kleingruppen bearbeiten. Das war sehr interessant, da wir einen Einblick bekamen, wie stark und detailliert die Menschen damals vom Staat überwacht wurden, wie kreativ die Flüchtenden waren und wie gut die Flucht durchdacht werden musste damit sie überhaupt funktionieren konnte.

Danach wurde uns ein kleiner Film über eine ehemalige betroffene Familie gezeigt, deren Sohn damals geflohen ist. Sie haben in dem Video davon berichtet, welche negativen Auswirkungen nach der Flucht des Sohns auf die in der DDR verbliebenen Familienmitglieder zukamen: Überwachung, Ausgrenzung, Zwangsumsiedlung. Das hat uns im ersten Moment sehr erschrocken, da wir nicht damit gerechnet hatten, dass der Familie des Fliehenden ein solches Unrecht angetan wurde obwohl sie selbst kein Unrecht getan hatte.

Der letze Tag war relativ entspannt: Nach einem Vortrag des verantwortlichen Organisators des Seminars von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit bekamen wir erneut einen Besuch von einem Zeitzeugen, Manfred Sörgel, welcher uns von seiner Vergangenheit erzählt hat. Er beteiligte sich am Widerstand gegen das DDR Unrechtsregime und wirkte bei den friedlichen Protesten mit, die schlussendlich zum Ende der DDR führten.

Wir können für unsere gesamte Klasse sprechen, dass das Geschichtsseminar eine große Bereicherung für jeden einzelnen war und wir dadurch nun eine viel klarere Sicht auf die DDR-Zeit haben. Auch mehr Verständnis für das Leben und Handeln der Menschen in der ehemaligen DDR konnte durch die ausführliche Auseinandersetzung gewonnen werden.

Für diese Möglichkeit sind wir nicht nur den Veranstaltern des Seminars (die übrigens für die gesamten Kosten des Seminars, der Hotel-Unterbringung und der Verpflegung aufkamen!) sowie den Zeitzeugen sehr dankbar, sondern vor allem sind wir Herrn Reiß dankbar, dass er uns die Chance ermöglicht hat, an so einem Projekt teilhaben zu können.

Selina Seidl & Emir Yavuz im Namen der Klasse 10a

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